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Meine Geschichte mit der Pille

9. Juli 2017

Oder: Warum ich die Pille bewusst abgesetzt habe, ohne schwanger werden zu wollen

 

Ich fange erst einmal ganz genau an, warum und wann ich angefangen habe die Pille zu nehmen. 2011, mit 16 Jahren  bin ich mit meinem Freund zusammen gekommen. Mit 17 fing ich an, mir das erste Mal wirklich Gedanken um die Verhütung zu machen.

Als klar war, das weder mein Freund noch ich an HIV erkrankt waren und wir uns auch nicht nur auf das Kondom verlassen wollten, gab es eigentlich nur noch die Antibabypille zur Auswahl. Ich sage „eigentlich“ denn es stimmt natürlich nicht, es gibt unzählige andere Möglichkeiten zu verhüten. Aber erstens habe ich mich nicht wirklich informiert (oder wurde beraten) und zweitens ob im Freundeskreis oder allgemein, die Leute reden wenn es um Verhütung geht eigentlich nur über die Pille.

Nur meine Mutter war ganz klar dagegen. Sie sagt mir, sie findet es nicht gut sich naiv tagtäglich Hormone zuzuführen ohne genau zu wissen, was diese eigentlich im Körper anrichten. Sie erzählte mir auch von Beispielen in denen Frauen durch die Pille schwere, bleibende körperliche Schäden davon getragen haben sollen.

Ich sagte mir, das ein Verhütungsmittel welches tagtäglich weltweit unglaublich viele Frauen zu sich nehmen wohl kaum so gefährlich sein kann. Also ging ich, das erste Mal überhaupt, mit 17 Jahren zu einem Frauenarzt um mir die Pille verschreiben zu lassen.

Die Vorraussetzung war das ich mich der Untersuchung auf den von uns Teeniemädels gefürchteten „Stuhl“ setze. Natürlich wurde auch meine Brust nach Brustkrebs abgetastet und mir wurde auch gezeigt wie ich dies in Zukunft selber machen kann. Soweit so gut. Dann musste ich natürlich auch noch ein Gespräch mit meinem behandelnden Arzt führen.

Das ging in etwa so:

„Rauchen Sie?“ Nein. „Das ist gut, haben sie starke Probleme mit Akne?“ Nein. „Alles klar, ich verschreibe Ihnen eine Minipille. Um einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten müssen Sie diese um die gleiche Uhrzeit täglich einnehmen. Das immer 21 Tage lang und dann machen Sie 7 Tage Pause und fangen dann wieder von vorne an. Sie beginnen mit der Einnahme am ersten Tag Ihrer nächsten Periode. Wenn Sie merken das sie mit der Pille Schwierigkeiten bekommen dann kommen Sie nochmal zu mir und ich verschreibe Ihnen eine andere Pille. Alles klar? Super!“

Ja das war es in etwa. Und dann hatte ich es. Das Rezept für meine Antibabypille. In meinem Fall war es die Bella Hexal 35. Ich habe hier nochmal einen Link zu einer Seite der ganz speziell über die Bella Hexal 35 ist. Mit allen Informationen über die Wirkung und über die Handhabung.

http://www.apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/Bella-HEXAL-35-2029404.html

Als ich mir das im Nachhinein durchgelesen habe wurde mir teilweise schlecht,  ihr werdet selber sehen warum, wenn ihr euch meine Geschichte hier bis zum Ende durchlest.

Okay weiter gehts im Text. Ich hab mir also die Pille besorgt und war super happy. Sie schlug gut bei mir an, ich hatte keinerlei Probleme. Meine Periode kam in der Pillenpause immer regelmäßig am 3. Tag von Anfang an. Ich habe größere Brüste bekommen von A-Körbchen auf C-Körbchen und die Pickel am Rücken, sowie mein Damenbart waren komplett verschwunden. Fand ich alles ziemlich cool muss ich sagen.

Nach ca einem Jahr bin ich nochmal zum Frauenarzt, es ging mir darum das ich meine Periode immer mindestens 7 Tage durch gehabt habe und das auch sehr stark. Da ich von einigen Freundinnen gehört habe die 3 Tage hatten, wollte ich mich erkundigen ob das an der Pille liegen kann und ob man generell was dagegen machen kann. In der Praxis hatte der Arzt mittlerweile aufgehört und ich hatte nun eine Frauenärztin.

Diese hörte sich mein Anliegen an und lachte, sie sagte ich sehe doch aus wie eine kluge Frau und wenn mich das so stört soll ich die Pille einfach ein halbes Jahr, also 2 Packungen durchnehmen und dann eine Pause von 7 Tagen machen und dann wieder ein halbes Jahr durchnehmen und immer so weiter. Ich war etwas irritiert und fragte sie ob ich das denn wirklich so einfach machen könne. Sie sagte ja natürlich. Und damit war auch dieses Gespräch beendet.

Ich muss sagen ich war etwas skeptisch, aber der Gedanke gefiel mir, denn sind wir mal ganz ehrlich? Welche Frau, welches Mädchen würde ihre Periode das halbe Jahr vermissen? Ich glaube so gut wie keine. Da mir das aber immer noch nicht ganz geheuer war, beschl0ß ich die Pille immer „nur“ 3 Monate bzw. 9 Wochen durchzunehmen. Das entsprach immer genau einer Pillenpackung. Ich nahm also immer 63 Tage die Pille und dann 7 Tage die Pille nicht. Ich fand es super, meine Periode veränderte auch direkt den Rythmus. Sie war zwar noch genau so lang und stark wie vorher, aber ich hatte sie wie gesagt eben nur noch alle 63 Tage und nicht alle 21 Tage. Auch sonst veränderte sich nichts.

Ein Jahr später fingen die Probleme an. Ich habe sie damals noch nicht im Zusammenhang mit der Pille gesehen, im Nachhinein natürlich ganz klar.

19 Jahre alt, die Pille hatte ich bis dato 2 Jahre durchgenommen (mit Periodenpause aber eben ohne die Pille abzusetzen). Ich war eben auch immer noch mit meinem Freund zusammen warum hätte ich also die Einnahme pausieren sollen? Zum Ende des 13. Schuljahres fing es langsam an, aber wirklich auffällig war es erst dann als ich anfing zu arbeiten.

Ich bekam Migräne.

Kopfschmerzen habe ich schon immer ab und zu gehabt, meine jüngste Schwester und mein Vater litten eben auch an Migräne und so schenkte ich dieser Tatsache nicht so große Aufmerksamkeit. Auch vorerst nicht, als es anfing das ich immer häufiger Migräne bekam. Am Anfang kann man sagen: alle 3 Monate hatte ich Migräne. Es war offensichtlich das es nicht nur eben einfach Kopfschmerzen waren sondern Migräne.

Mein linkes Auge tränte dann immer, ich war kalkweiß und wenn es ganz schlimm war dann habe ich mich auch übergeben. Ich konnte nichts unternehmen und die Schmerzen sind, wenn ich keine Medikamente genommen habe, auch mindestens 3 Tage geblieben. Ich hab es eigentlich gar nicht darauf ankommen lassen und hab irgendwann beim ersten Anzeichen direkt eine Tablette genommen und geschlafen. Manchmal habe ich bis zu 4 Tabletten an einem Tag genommen (obwohl man das nicht soll, ich weiß).

So hab ich die Migräne einigermaßen in den Griff bekommen, aber sie hat eindeutig mein Leben eingeschränkt. Und irgendwann mit 20 Jahren habe ich die Migräne wirklich monatlich bekommen. Ich sage hier ganz klar und offen, ich bin kein Arzt und ich war tatsächlich auch nie wegen meinen Kopfschmerzen bei einem. Obwohl es notwendig gewesen wäre mein Umfeld hat es mir andauernd gesagt und ich hatte es mir auch immer wieder vorgenommen, aber habe es nicht gemacht.

Wenn du an dem Thema Migräne/Kopfschmerzen näher interessiert bist, oder eventuell auch daran leidest. Ich habe hier darunter einen Link eingefügt der dich interessieren könnte. Ich möchte nochmal ganz klar betonen, das hier ist das Internet und wenn du wirklich Probleme damit hast: geh auf jeden Fall zu einem Arzt! Und wenn du die Pille nimmst sprich dies an! Ich wünschte ich hätte es gemacht, weil ich dann auch vielleicht mal auf die Idee gekommen wäre die Migräne und die Pille im Zusammenhang zu sehen und dann hätte ich mir einige Jahre Kopfschmerzen erspart.

http://www.apotheken-umschau.de/Migraene/Migraene-Symptome-11710_3.html

Ich habe tatsächlich aber die Pille nicht im Zusammenhang gesehen. Auch mein Umfeld nicht. Ich habe mit 19 meinen Führerschein gemacht und beim Sehtest wurde festgestellt das ich eine Brille brauche. Da ich vorher nie eine getragen hatte und dies auch nachdem ich das wusste nicht wirklich regelmäßig tat, habe ich oft gedacht das es damit zusammenhängt. Das ich Kopfschmerzen bekomme, weil meine Augen sich so anstrengen müssen. Auch wenn meine Sehschwäche jetzt nicht wirklich stark ist.

Meine Familie und ich haben oft überlegt das es auch stress- oder wetterbedingt sein kann. Als Erzieherin arbeitet man nämlich oft unter eher stressigen Bedingungen.

Als ich mit 20 die Arbeit wechselte von Jugendheim zum Kindergarten, bekam ich fast wöchentlich Migräne. Und es kam eine unglaubliche Müdigkeit hinzu die mir fast unmöglich machte, in der Woche nach der Arbeit noch was zu unternehmen. Ich schob alles auf die Arbeit.

Hier muss ich auch nochmal sagen, ich war nie beim Arzt und es wurde auch nie etwas ärztlich genau bewiesen bei mir. Ich möchte auch zu meiner Geschichte wie das genau vonstatten ging als ich meine Pille abgesetzt habe, in einem eigenen Blogpost genauer eingehen.

Eins möchte hier vorneweg sagen: ich habe die Pille vor fast anderthalb Jahren abgesetzt, ich habe seit dem ersten Tag nie wieder Migräne bekommen.

Nie wieder. So viel dazu.

Mit dem Jahr 2015 bis zu meinem 22. Geburtstag kam viel, das auch im Fernsehen über die Pille diskutiert wurde. Es ging aber vor allem um krasse Nebenwirkungen der sogenannten „neuen“ Pillen.

http://www.stern.de/tv/risiko-antibabypille–warum-selbst-junge-frauen-an-thrombose-sterben-koennen-6520484.html

Dazu habe ich auch einen Beitrag bei Stern TV gesehen und dachte natürlich auch genauer über die Worte meiner Mutter am Anfang nach. Weiß ich eigentlich genau WAS ich meinem Körper zuführe? Und was möglicherweise auch negativ die Pille bei mir beeinflusst?

Im Fernsehen wurden oft sehr dramatische Schicksäle gezeigt und auch die Liste der „gefährlichen“ Pillen die veröffentlich wurde, beeinhaltete nicht meine Pille.

Hier die Liste:

http://www.stern.de/blob/6524690/99c1daccda4c59f246419753666e24c1/pillenreport-2015-seite22-data.pdf

Nach und nach sah und hörte ich von immer mehr jungen Frauen die die Antibabypille bewusst abgesetzt hatten, auch nicht um schwanger zu werden. Sondern um ihren Körper von den Hormonen zu „befreien“.

Letzendlich den Aussschlag hat eine Freundin mir gegeben. Diese erzählte, seitdem sie die Pille abgesetzt hatte, hätte sie deutlich weniger Hormonschwankungen. Vorher war sie oft tagsüber müde gewesen, was sie seitdem sie die Pille nicht mehr nehme, gar nicht mehr wäre.

Da beschloss ich es kurzerhand, ganz spontan auch zu machen. Ich nahm mir vor die Packung zu Ende zu nehmen und dann aufzuhören.

Und so geschah es am 25. März 2016 nahm ich die letzte Pille. Nachdem ich diese ziemlich genau 5 Jahre lang durchgenommen habe. Ohne Pause (also ohne das ich sie mal zwischendurch für einen längeren Zeitraum als 7 Tage lang nicht eingenommen habe). Wohlgemerkt 4 Jahre davon habe ich die Pille 3 Monate durchgenommen. 4 Jahre lang. Heute kann ich darüber nur den Kopf schütteln.

Was dann passiert ist, wie mein Körper reagiert hat und was im Nachhinein alles noch bei mir raus kam: Dazu werde ich einen extra Blogpost verfassen und wenn der fertig ist werde ich ihn genau hier für euch verlinken.

Fazit: Abschließend möchte ich sagen, das sind lediglich meine Erfahrungen mit der Pille. Ich habe wie gesagt vieles erst im Nachhinein mit der Pille in Verbindung gebracht und ich bin mir immer noch nicht sicher welches denn das einzig wahre Verhütungsmittel ist. Und ob es dieses überhaupt gibt.

Ich möchte auch keinen hier schocken oder Horrornachrichten verbreiten. Wie gesagt das sind meine persönlichen Erfahrungen.

Im Nachhinein finde ich es eigentlich am schlimmsten das ich 5 Jahre lang Hormone zu mir genommen habe, ohne das ich mir im Klaren war wie genau sich das eigentlich in meinem Körper auswirkt. Außer das der Körper denkt das ich schwanger bin und somit keine Eizelle die Leiter herunter schickt.

Aber das muss man sich auch mal vorstellen, mein Körper hat 5 Jahre gedacht ich bin schwanger. 5 Jahre lang. Ich bin mir ziemlich sicher, das kann nicht gesund sein.

Ich bin auch im Nachhinein enttäuscht von meinen Ärzten. Die mich, wenn man es mal genau betrachtet, eigentlich gar nicht aufgeklärt haben. Warum weiß ich nicht genau, Fakt ist, es gibt Nebenwirkungen und es wird auch deutlich davon abgeratet die Pille über Jahre hinweg durchgehend durchzunehmen. Aber das sagte mir keiner und es fragte auch niemand nach. Weder beim ersten Gespräch und später auch nicht. Denn außer der jährlichen Untersuchung reichte ein Gang zur Theke vorne aus und ich bekam ein neues Rezept für eine weitere Pillenpackung, ohne das ich die Ärztin überhaupt zu Gesicht bekommen habe.

Das finde ich eigentlich am schlimmsten, die mangelhafte bis gar nicht vorhandende Aufklärung junger Mädchen/Frauen über alle möglichen Auswirkungen und die korrekte Anwendung der Pille.

Was sind eure Erfahrungen mit der Pille?

Was sagt ihr zu meinen?

Lasst ein Kommentar da, ich freue mich wenn ich weitere Fragen beantworten kann, mit euch ins Gespräch komme, oder auch einfaches Feedback von euch bekomme!

 

  1. Ein sehr ausführlicher und informativer Beitrag von dir.
    Ich finde es gut, dass du hier mal auf die negativen Aspekte und auch Nebenwirkungen der Antibabypille aufmerksam machst.

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